Elternzeit JETZT!

Eine halbe Million Menschen hat am 14. Juni am Frauenstreik die Strassen und Plätze der Schweiz besetzt. Dieser laute Ruf nach mehr Gleichstellung war für uns Politiker*innen ein Auftrag! Eine klare Forderung nebst der Lohngleichheit ist die Einführung einer vernünftigen Elternzeit.

Edibe Gölgeli

Edibe Gölgeli

Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs überfällig, um Familien gerade im ersten Lebensjahr eines Kindes zu entlasten. Es ist klar: Läppische zwei Wochen Vaterschaftsurlaub sind der Bevölkerung nicht genug. Sie wollen echte Fortschritte sehen. Der Bundesrat war so mutlos im Mai, dass er sich gegen einen möglichen Vaterschaftsurlaub gesprochen hat. Die Diskussionen auf nationaler Ebene zur vierwöchigen Vaterschaftsurlaubs-Initiative zeigen jedoch, dass eine Elternzeit auf nationaler Ebene noch auf Jahre hinaus chancenlos ist. Momentan sieht es so aus, dass ein Vaterschaftsurlaub zwischen 2 - 4 Wochen das Maximum an familienpolitischem Fortschritt ist, welches erreicht werden kann. Und da sprechen wir lediglich die Vaterschaftszeit an und nicht die Elternzeit. Unter Elternzeit wird eine zeitnah zur Geburt bezahlte Auszeit vom Erwerbsleben mit Jobgarantie verstanden.

Die Schweiz steht im Vergleich zu den anderen 30 OECD Ländern bezüglich Umfang und Ausgestaltung von Elternzeit an drittletzter Stelle. Auch wenn jeder zusätzliche Tag Vaterschaftsurlaub für die Familien ein Gewinn ist, so reichen 2-4 Wochen zusätzlicher Vaterschaftsurlaub nicht, um die positiven Auswirkungen einer Elternzeit auf individueller/familiärer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher/staatlicher Ebene zu erreichen. 

Elternzeit ist eine gesellschaftspolitische Investition mit positiver volkswirtschaftlicher und familienpolitischer Wirkung. Sie stärkt Familien und KMU und verbessert die Steuereinnahmen. Eine Investition, die sich eben lohnt! Auf volkswirtschaftlicher Ebene würde nur schon eine einprozentige Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen genügen, um über Steuereinnahme die Kosten für eine zu 100% entschädigte Elternzeit von 18-20 Wochen zu decken. Dies empfiehlt auch die Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen (EKFF), welche für eine richtige Elternzeit von 38 Wochen plädiert. 

Nun müssen progressive Kantone vorangehen. Damit setzen sie nicht nur ein familienpolitisches Zeichen, sondern sorgen für eine positive und nachhaltige Entwicklung des Kantons und erhöhen den Druck für eine nationale Lösung. 

Um sich positiv zu entwickeln, muss der Kanton Basel-Stadt eine moderne Familienpolitik betreiben. Die Frage ist also nicht, ob sich der Kanton Basel-Stadt die Einführung einer Elternzeit leisten kann. Die Frage ist, ob er es sich leisten kann, dies nicht zu tun. 

Edibe Gölgeli 

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